Frankfurter Stadtelternbeirat fordert umfassende Unterstützung und Handreichungen von der Landespolitik
Frankfurt, 27.03.2020. Der Frankfurt Stadtelternbeirat fordert die Politik auf, die Schulen jetzt schnell und unbürokratisch zu unterstützen, um die Digitalisierung voranzutreiben. „Es kann nicht sein, dass die Schulen allein auf sich gestellt bleiben und handgestrickte Lösungen an jeder Schule organisiert werden müssen“, so Julia Frank, Vorsitzende des Stadtelternbeirates Frankfurt. „Als am Abend des 13. März verkündet wurde, dass die Schulen bis zu den Osterferien geschlossen werden, hat sich jede Schule irgendwie kurzfristig erstmal organisiert – so kann es aber nicht weitergehen“ meint Frank. Die meisten Schulen haben nach der Schulschließung quasi über Nacht einen Plan zur Überbrückung der drei ausgefallenen Schulwochen auf den Weg gebracht. Nach zwei Wochen Homeschooling zeigt sich aber, dass das, was die Politik in den letzten Jahren verschleppt hat, den meisten Schulen nun auf die Füße fällt. Nur sehr wenige Schulen und Lehrer können digitalen Fernunterricht anbieten, weil nicht nur die Technik und Hardware in der Fläche fehlt, sondern die Lehrer noch nicht vorbereitet sind auf einen strukturierten Heimunterricht – teilweise passiert da aktuell eine Art kollektives Turbo-Referendariat in Sachen digitaler Unterricht. Ein großes Problem ist zudem, dass an einheitlichen Lernplattformen Mangel herrscht und die existierenden Bildungsserver dem aktuellen Ansturm kaum Stand halten. Das alles führt dazu, dass die Schulen mit selbst erarbeiteten Behelfsmaßnahmen agieren müssen und von Schülern erwartet wird, sich weitgehend alleine oder mit Unterstützung der Eltern durch die zugeschickten Aufgaben zu arbeiten. Eine Rückkopplung mit den Lehrern ist bislang nach Erkenntnissen des Stadtelternbeirates eher die Ausnahme. Für jüngere Kinder und insbesondere für Inklusions-Schüler ist das aber ein ganz wesentlicher Faktor, um lernen zu können. Die Lehrer haben sich bemüht, das Beste im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten zu machen, aber auch auf Seiten der Schulen scheint man mit der aktuellen Situation insgesamt nicht zufrieden zu sein.
Aktuell ist nicht absehbar, ob die Schulschließungen über die Osterferien hinaus andauern. Bund und Länder haben gestern beschlossen, die Schulen mit 100 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule zu unterstützen. Damit soll laut Kultusministerkonferenz die Infrastruktur für digitalen Unterricht kurzfristig aufgebaut werden. Um das tatsächlich zu ermöglichen, ist das hessische Kultusministerium gefordert, jetzt unmittelbar Vorbereitungen zu treffen, damit eine mögliche weitere Phase des Heimunterrichts strukturierter und einheitlicher funktioniert. Dazu gehören aus Sicht des Stadtelternbeirates Frankfurt
- eine einheitliche Strategie für digitalen Unterricht in Zeiten von Corona, auch bezüglich Unterrichtsplanung, Feedbackkultur, Leistungsnachweisen, Benotungsgrundlagen und Abschlussprüfungen
- eine klare Empfehlung für ein oder zwei Lernplattformen und Bildungsserver, die entsprechend von der Politik gefördert und in ihrer Infrastruktur zeitnah ausgebaut werden
eine möglichst einheitliche und schnelle Softwarelösung für die Schulen, die unter Einhaltung von DSGVO-Anforderungen auch Videokonferenzen und den Austausch von Dokumenten innerhalb einer geschlossenen Gruppe ermöglicht - die kurzfristige Bereitstellung von abrufbaren Webinaren für Lehrer, damit sie sich individuell für den digitalen Unterricht und der Verwendung entsprechender technischer Tools vorbereiten können – passend zu ihrer Schulform
- die Abklärung und Berücksichtigung der technischen Voraussetzungen auf Seiten der Schüler*Innen: Niemand darf aufgrund der häuslichen Situation abgehängt werden – der Bildungsauftrag gilt für die gesamte Schülerschaft.
„Wir können aus der jetzigen Situation sicherlich viel für die generelle langfristige Digitalisierung an Schulen lernen, aber es sollte nicht einfach so weitergehen wie in den letzten zwei Wochen. Die Schulen brauchen sofort Unterstützung, damit ein weiteres Puzzle an hausgemachten Lösungen vermieden wird. Schulen, Lehrer und Kinder müssen sich auf das konzentrieren können, was ihre eigentliche Aufgabe ist: Qualitativ gutes Lernen – mit gleichen Chancen für alle“, so die Vorsitzende des Stadtelternbeirates Frankfurt.